BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Wie wirklich ist die Wirklichkeit? (4) Ein Zeigermodell»
von Albertine Devilder
Als PDF-Datei laden

Vorbemerkung:

Irrungen und Wirrungen in epistemologischen Fragen abschließend zu klären sei der Sinn der folgenden kleinen Studie.


Das Modell:

  • Satz 1: Es existiert eine Welt, außerhalb von uns!
  • Satz 2: Da die Welt uns ständig stört, und da wir übermütig sind, konstruieren wir uns Zeiger für die Welt!
  • Satz 3: Zeiger bestehen aus Geräuschen (sprachl. Begriffen, Metaphern) und aus Gestenfiguren (z.B. «einen Vogel zeigen»)!
  • Satz 4: Zeiger werden uns zwar von den sozialen Räumen zur Verfügung gestellt, in denen wir unsere Laufwege haben, dennoch müssen wir alle Zeiger in unserer persönlichen Entwicklung neu erfinden oder nacherfinden, da es keine instruktive Interaktion gibt!
  • Satz 5: Man/frau kann nicht keine Zeiger (Ideologien, Theorien, Weltsichten) haben!
  • Satz 6: Wir sehen in der Welt nur die uns vertrauten Zeiger!
  • Satz 7: Wir können niemals wissen oder sagen, ob die von uns benutzten Zeiger auf die Wirklichkeit zeigen! Was wir sagen können, ist, daß Menschen – gelegentlich – nach passenden Zeigern (Begriffen, Worten und Handlungen) suchen. Ob die Zeiger passen oder angemessen sind, werden wir leider nie erfahren. Denn auch das Scheitern unserer Zeiger können wir ja wieder nur mit Hilfe der Zeiger beschreiben, die für das Scheitern verantwortlich waren.
  • Satz 8: Haben wir derzeit hinreichend Zeiger entwickelt, um unsere Welt zu retten?


  • Einige Anwendungen:

  • Wissenschaft ordnet und systematisiert Zeiger, nicht die wirkliche Welt.
  • Die Lehre von der Zeigeraufdrängung heißt Pädagogik!
  • Politik ist die Kunst, Menschen Zeigersysteme zu verkaufen, die sie daran hindern, sich um das zu kümmern, was sie eigentlich angeht.
  • Gefühle sind Zeiger, die in der derzeitigen Kultur als Wertmarke gelten. Man wirft sie selbst in seinen eigenen Zeigerablieferungsautomaten und demonstriert damit Anpassung, falsch, Gefühle!




  • Erstellt: 20. Juli 2000 – letzte Überarbeitung: 20. Juli 2000
    Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung.
    Alle Rechte vorbehalten.
    Bitte senden Sie weitere Kommentare zu diesem Text per E-Mail
    an unseren Sachbearbeiter Dr. Artus P. Feldmann.