BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Axels Paradoxa-Kabinett (2): Unvergleichbar»
von und mit Axel Benno Gandowitz
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In der ersten Folge dieser kleinen Reihe ging es um ‹gefühlte› Temperaturen. Heute werde ich auf Widersprüchlichkeiten eingehen, die uns als Folge unserer Sprachgewohnheiten begegnen.

Zunächst etwas Altbekanntes, das wir wohl kaum noch aus unserer Sprache tilgen können: Angeblich soll das Internet ja eine ‹virtuelle Realität› darstellen. Nun, einer der Gründe warum Realität ‹real› ist, liegt darin, daß sie eben nicht ‹virtuell› ist. Der Begriff ‹virtuelle Realität› ist also ein Widerspruch in sich. Richtiger müßte es heißen: ‹Realisierte Virtualität›. Das nur vorweg.

Nun möchte ich auf ein Paradoxon aufmerksam machen, welches völlig unbekannt ist, obwohl wir sehr oft mit ihm konfrontiert werden. Dieses Paradoxon tritt mit Vorliebe in Diskussionen auf. Der folgende Dialog wird die Angelegenheit aufhellen.

Axel: «Also Benno, um diesen Sachverhalt zu verstehen, mußt Du jetzt einfach mal eine Banane mit einer Büroklammer vergleichen ...»
Benno: «Alles was recht ist, Axel, aber das geht nicht. Du kannst doch nicht einfach eine Banane mit einer Büroklammer vergleichen.»
Axel: «Nicht!? Wieso?»
Benno: «Ist doch völlig klar. Eine Banane ist ein Nahrungsmittel, man kann sie essen, und eine Büroklammer ist ein Gegenstand, mit dem man andere Gegenstände miteinander verbindet.»
Axel: «Was hast du jetzt gerade gemacht?»
Benno: «Was soll die Frage? Ich habe versucht, Dir deutlich zu machen, daß man Bananen nicht mit Büroklammern vergleichen kann.»
Axel: «Ok, und wie hast du mir es deutlich gemacht?»
Benno: «Nun, ich habe einen kurzen Vergleich angestellt zwischen Bananen und äääh ...?»
Axel: «Genau!»

Wir sehen, daß das Wort ‹Unvergleichbar› ein Unwort ist. Alles läßt sich mit allem vergleichen, auch ‹Unvergleichliches›. Was wir bei Vergleichen kritisieren können, ist zum einen das Ergebnis und zum anderen der Informationsgehalt des Vergleiches.

Eine Ausnahme gäbe es da allerdings. Der echte, ‹wirkliche›, ja, der reine ‹ontologische› Solipsist darf das Wort ‹Unvergleichbar› benutzen, denn er meint, mit sich alleine zu sein. Da er nur sein ‹Ich› mit seinen ‹Vorstellungen› gelten läßt und alle anderen ‹Ichs› da draußen nur als Vorlage für eben seine ‹Vorstellungen› nutzt, kann er leicht auf den Gedanken kommen, ‹unvergleichbar› oder ‹unvergleichlich› zu sein. Der Glückliche.



Erstellt: 13. Mai 2005 - letzte Überarbeitung: 13. Mai 2005
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